Samstag, 13. März 2010

Vortrag vom Mittwoch

Wie ich ja schon gesagt hatte, wollte ich noch einmal einen Post über die Frau aus Usbekistan machen. Kann sein, dass es einige nicht wirklich interessiert, aber mir ist die Geschichte echt nahe gekommen und deswegen möchte ich hier nochmal darüber berichten.
Aaaalso: Meine Mutter und Schwester haben ja etwas gedolmetscht, weil die Frau nur wenige Worte auf deutsch und ansonsten nur russisch sprechen konnte. Die ganze Geschichte, die sie uns erzählt hat, ist jetzt knapp 10 Jahre her.
Ihr Sohn hat, wie sie es beschrieben hat, im "großen Business" gearbeitet, und beim Staat waren diese wohl nicht so angesehen. Sie wollten versuchen ihren Sohn irgendwie aus dem Weg zu räumen und haben ihm dann einen zweifachen Mord angehängt. Bei den Vernehmungen haben sie ihn geschlagen und gequält. Als er immer noch kein Geständnis unterschreiben wollte, haben sie angefangen seine Mutter zu schlagen und zu drohen, dass sie ihr noch mehr antuen würden oder sie gar umbringen würden, wenn er es nicht gesteht. Das wollte der Sohn natürlich nicht und hat das "Geständnis" und somit sein Todesurteil unterschrieben (wie seine Mutter es gesagt hatte). Er hatte ein Alibi, das hat das Gericht aber nicht sonderlich interessiert. Selbst der eigene Anwalt hat sich gegen den Sohn der Frau gewendet und so wurde er zur Todesstrafe verurteilt. Anschließend kam er in's Gefängnis. Seine Mutter durfte ihn immer (ich glaube es war 1 Mal im Monat) für 30- 40 Minuten besuchen. Sie hatten nie die Zeit über persönliche Dinge zu sprechen; sie haben sich nur darüber unterhalten, wie es denn jetzt weitergeht und was für Informationen der Sohn bekommen hat.
Und nach 7 Monaten wollte die Frau ihren Sohn wieder besuchen gehen. Sie sagten, es wäre Badetag und daher würde das nicht gehen. Das Mal danach wollten sie sie auch nicht zu ihm lassen. Sie hatte zuvor einen Brief von ihm bekommen, dass es noch so viel zu bereden gibt, jedoch die zeit dafür fehlt.. Sie wollte ihn unbedingt sehen und ist dann zum Gefängnisleiter gegangen, um nachzufragen, warum sie ihn trotz Erlaubnis nicht sehen darf. Darauf wurde der Gefängnisleiter nur blass und wurde ruhig. Das machte die Frau natürlich schon stutzig. Er erklärte ihr, dass er jetzt wohl schon "auf seinen Tod warten" würde. Die Zeit, in der die Frau darauf gewartet hat ihren Sohn sehen zu dürfen, saß er da und hat auf seinen Tod gewartet. Sie konnte ihn, bevor er erschossen wurde, nicht mehr sehen.
Die nächsten Tage ist sie natürlich wieder hin (oder zur Polizei, weiß ich nicht mehr genau) und hat gefragt, was das denn soll? Warum ihr nicht bescheid gegeben wurde und er unschuldig sterben musste? Darauf meinten sie nur zu ihr "Wenn es keinen Menschen gibt, gibt es auch keine Probleme". Das ist echt hart. Einer Mutter, deren Sohn unschuldig ermordet wurde, so etwas zu sagen. Der Sohn durfte auch keine Beerdigung oder einen Grabstein haben. Die Mutter weiß bis heute nicht, wo ihr Sohn begraben ist, weil es sie wohl nichts anzugehen hat (das hatten sie ihr damals gesagt).
Seitdem hatte die Frau keine Skrupel gegen den Staat vorzugehen. In Usbekistan war eine diktatorische Herrschaft und so hatte sie auch niemanden, der sie unterstützen konnte. Die Polizei war Dauergast bei ihr und ihrer Mutter zu Hause. Ihre Mutter hatte große Angst vor den Polizisten und hat ihrer Tochter immer dazu geraten damit aufzuhören.
Die Frau hat es geschafft mit Unterschriften-Sammeln auf sich aufmerksam zu machen. Sie schrieb auch einer Organisation (oder so) in Italien und bat um Unterstützung.
Die Frau ist umhergereist und hat soo oft ihre Geschichte erzählt um zu erreichen, dass die Todesstrafe ganz abgeschafft wird. Letztes oder vorletztes Jahr hat sie es sogar geschafft, dass die Todesstrafe in Usbekistan sogar zukünftlich abgeschafft wird! Jedoch wurde sie jetzt aus dem Land verbannt und ist jetzt sozusagen ein "Staatsfeind". Sie hat das Leben mehrerer Leute in letzter Sekunde gerettet. Einige waren unschuldig verurteilt -wie ihr Sohn-, aber die Anderen waren "schuldig" verurteilt. Mit den meisten hat sie sogar noch Kontakt und sie weiß, dass diese Leute ihre zweite Chance ergriffen und eingesehen haben, dass das, was sie begangen haben, schlecht war. Manche haben jetzt Familien, die anderen studieren und machen etwas aus ihrem Leben. Sie fordert dazu auf, dass sie Täter eine zweite Chance bekommen sollten, denn nachdem man zum Tod verurteilt und getötet wurde, kann man nicht mehr beweisen, dass man sich auch ändern kann.
Das war alles sehr emotional. Mir sind echt die Tränen gekommen, als die Frau ihre Geschichte erzählt hat. Sie selber hat auch geweint. Aber sie hat auch sehr stark und selbstbewusst gewirkt.
Zur Zeit ist sie hier für eine Projekt in Deutschland, deswegen kriegt sie auch in Hamburg eine Unterkunft gestellt. Jedoch endet das Projekt im April, also nächsten Monat, und sie weiß auch nicht so wirklich, wo sie dann leben soll..
Sie will aber irgendwann wieder zurück nach Usbekistan, in das Land, dass ihren Sohn getötet hat. Sie glaubt auch daran, dass sie es eines Tages offiziell darf, da sich ja jetzt schon so viel durch die Abschaffung der Todesstrafe verändert hat. Ihre Absicht ist das Grab ihres Sohnes zu suchen, um sich "persönlich" von ihm zu verabschieden.

Danke jetzt an die Leute, die sich meinen langen Text durchgelesen haben. Ich finde das ganze nur voll ergreifend und obwohl die Frau so stark ist, tut sie mir wegen ihrem Schicksal Leid. Sie ist auch eine echt nette Persönlichkeit. Ich wünsche ihr weiterhin in ihrem Leben viel Glück und viel Erfolg, dass sie ihr Ziel erreichen kann!

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